Deutsch Intern
Amerikanistik

Schicksale irischer Immigrantinnen in den USA

03/11/2025

Irisch-amerikanische Studien: Diesen Schwerpunkt bietet in Deutschland nur die Würzburger Anglistik & Amerikanistik. Pia Becke schreibt auf diesem Gebiet ihre literaturwissenschaftliche Masterarbeit.

none
Am 17. März ist St. Patrick‘s Day. Menschen mit irischen Wurzeln feiern diesen Tag auf der ganzen Welt, zum Beispiel wie hier in Chicago, wo der Chicago River grün eingefärbt wurde – ein schönes Beispiel für irische Kultur in den USA. (Image: Thananit / Adobe Stock)

Für ihr Masterstudium ist Pia Becke von Trier nach Würzburg gewechselt. Warum sie von der Mosel an den Main gezogen ist? Es war das inhaltlich breit gefächerte Programm des Würzburger Masterstudiengangs „English-Speaking Cultures“, das sie überzeugte.

In einem Seminar ihrer Würzburger Professorin Ina Bergmann kam die Studentin mit einem Thema in Kontakt, von dem sie bis dahin wenig wusste: Manche Regionen in den USA sind stark irisch geprägt, weil es über längere Zeit eine stetige Auswanderung von Irland nach Nordamerika gab.

Eine außerordentlich große Emigrationswelle gab es zum Beispiel Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals vernichtete ein Pilz mehrere Jahre hintereinander die Kartoffelernten in Irland, was zu einer großen Hungersnot führte. Eine Million Menschen kehrten der Insel den Rücken.

Viel Literatur zur irisch-amerikanischen Geschichte

Aus Not die Heimat verlassen, sich in einem fremden Land zurechtfinden, sich dort integrieren – weltpolitisch ist das immer noch aktuell. „Ich fand das Thema sehr interessant und habe festgestellt, dass es unglaublich viel Literatur gibt, die sich mit der irisch-amerikanischen Immigrationsgeschichte befasst“, sagt Pia Becke.

Die Studentin merkte, dass sich diese Literatur vorwiegend um Männer dreht und meist auch von Männern geschrieben wurde. Doch welche Rolle spielen die weiblichen Figuren? Aus dieser Frage heraus beschloss sie, in ihrer Masterarbeit nun weibliche Perspektiven und die literarische Darstellung von Frauenfiguren in den Mittelpunkt zu rücken.

Studentin nimmt drei neuere Romane in den Blick

Für ihre Arbeit hat sie drei Romane ausgewählt, in denen Schicksale und Familiengeschichten irischer Immigrantinnen beschrieben sind. Alle drei sind erst wenige Jahre alt, alle spielen um die Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA.

Eines der Bücher ist die Auswanderungsgeschichte Brooklyn (2009) von Colm Tóibín, die 2015 verfilmt wurde. Der irische Schriftsteller erzählt darin vom Heimweh und den Integrationsproblemen der jungen Irin Eilis Lacey, die 1951 in die USA emigriert. Außerdem untersucht Pia Becke den Roman We Are Not Ourselves (2014) von Matthew Thomas, ein über Generationen reichendes Epos über eine irisch-amerikanische Familie. Schließlich befasst sie sich mit Alice McDermotts The Ninth Hour (2017). Dieses Werk dreht sich um eine irisch-amerikanische Gemeinschaft von katholischen Nonnen in Brooklyn.

Im August 2025 soll die Masterarbeit fertig sein. Wie es dann weitergeht? Pia Becke weiß schon, dass sie in die Wissenschaft gehen möchte: Sie strebt eine Doktorarbeit im Bereich American Cultural Studies bei Professorin Mary Ann Snyder-Körber an. Damit wird sie der Universität Würzburg vorerst erhalten bleiben.

Einzigartiger Schwerpunkt in Deutschland

Den Schwerpunkt „Irisch-amerikanische Studien“ gibt es in dieser Form in Deutschland nur an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Dass die Studierenden ihn hier wählen können, ist den Professorinnen Ina Bergmann und Maria Eisenmann zu verdanken: Sie haben 2020 die Irish Studies Würzburg (ISWÜ) gegründet und seitdem viele Aktivitäten entfaltet.

Im Sommersemester 2025 setzen die ISWÜ in Forschung und Lehre erneut einen Fokus auf die irisch-amerikanischen Studien. Unter anderem hält eine renommierte amerikanische Expertin einen Gastvortrag zum Roman Long Island (2024), der Fortsetzung von Tóibíns Brooklyn.

Der Masterstudiengang „English-Speaking Cultures“ bietet noch einige weitere interessante Schwerpunkte an: Sound Studies, Linguistic Perspectives, Environmental Humanities, Cultural Studies, American Studies oder Global Literatures. Bewerbungen sind jeweils bis 15. Juli oder 15. Januar möglich.


17. März: St. Patrick’s Day

Der St. Patrick’s Day am 17. März ist der Gedenktag für den irischen Bischof Patrick, der im fünften Jahrhundert lebte. Er begründete in Irland die Tradition der katholischen Kirche. Menschen mit irischen Wurzeln feiern den Tag auf der ganzen Welt mit Paraden und Volksfesten. Dabei steht die Farbe Grün als Symbol der nationalen Zugehörigkeit im Mittelpunkt.


Weitere Informationen

Masterstudiengang English-Speaking Cultures

Irish Studies Würzburg (ISWÜ)

By Robert Emmerich

Back