Publikationen
Aus Platzgründen sind uneigenständige Publikationen wie Aufsätze, Artikel oder Essays auf den Unterseiten der jeweiligen Mitglieder unseres Fachbereichs aufgelistet.
Die Griechen verglichen die Dichtung mit dem Honig, weil beide mit der angenehmen Empfindung der Süße verbunden waren. Das dem griechischen meliphron nachgebildete Kunstwort "honigsinnig" bezeichnet alles, was Herz und Sinne erfreut: den Wein, die Kunst und eben die Dichtung, als deren höchste Ausprägung das Epos gilt. Episches Erzählen bewegt sich zwischen hochfliegender Phantastik und detailreicher Betrachtung des Alltags, es ist bald Nachahmung, bald Sublimierung der Wirklichkeit, es umfasst alle Stillagen – hoch, niedrig, tragisch, komisch. Episches Erzählen ist ein kultur- und epochenübergreifendes Phänomen. Die Beiträge führen vom alten Orient über die klassische Antike nach Indien und wieder zurück nach Europa vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Alle vorgestellten Texte entfalten bis heute die in ihnen enthaltene Süße all jenen, die ihnen nur ihre Sinne öffnen.
Baier, Thomas/Burrichter, Brigitte/Griesbach, Jochen (Hrsg.): Honigsinnige Lieder. Epische Dichtung von den Anfängen bis in die Moderne. Würzburg: Königshausen und Neumann 2024
Seit der Antike ist das Judentum ein integraler Bestandteil der europäischen Kultur. In diesem Sammelband, hervorgegangen aus einer Ringvorlesung im Wintersemester 2021/22 an der Universität Würzburg, wird jüdisches Leben von verschiedenen Fachperspektiven in seinen historischen, lokalen und zeitgenössischen Dimensionen im deutschsprachigen Raum vom Mittelalter bis in die Gegenwart reflektiert. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei der fränkische Raum und die Würzburger Stadtgeschichte. Der Blick geht darüber hinaus von philosophischen und literarischen Aspekten der jüdischen Kultur bis zur aktuellen Situation des Judentums in Deutschland.
Burrichter, Brigitte/Schmitz, Barbara/Toepfer, Regina (Hrsg.): 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Würzburg: Königshausen und Neumann 2024
Die Zeitschrift "promptus – Würzburger Beiträge zur Romanistik" richtet sich an alle NachwuchswissenschaftlerInnen im Bereich der romanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Fachdidaktik. Das Ziel der Zeitschrift ist die Förderung der romanistischen Forschung im Allgemeinen und des wissenschaftlichen Nachwuchses der Romanistik im Besonderen. Sie versteht sich damit als Impulsgeber für junge romanistische Forschung, ohne sich dabei thematisch zu beschränken.
Aktueller Band:
Dembruck, Sofina/Eibensteiner, Lukas/Goldmann, Julius/Hesselbach, Robert/Koch, Christian/Seibel, Selina (Hrsg.): promptus – Würzburger Beiträge zur Romanistik 9. Würzburg: Verlag des promptus e. V. 2023
Bisherige Bände:
Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5, Band 6, Band 7, Band 8
Die Beiträge der Festschrift für Richard Schwaderer beleuchten aus kunsthistorischer, literatur- und kulturwissenschaftlicher sowie fachdidaktischer Perspektive verschiedenste Facetten der italienischen Sprache, Geschichte und Kultur sowie ihrer Rezeption vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Der Spiegel als Objekt und als Denkfigur verbindet die einzelnen Beiträge miteinander.
Der Themenbogen spannt sich von der Allegorie des Spiegels in Darstellungen der Prudentia in der bildenden Kunst Italiens in Spätmittelalter und Renaissance, der Vermittlung politischer und literarischer Entwicklungen im Risorgimento durch Adele Schopenhauer und Ottilie von Goethe über diverse narrative Spiegelungsverfahren bis hin zu Reflexen politischer und gesellschaftlicher Diskurse in der italienischen Gegenwartskultur, wie etwa in der italienischen Slow Food-Bewegung. Prosatexte von Giovanni Boccaccio, Giovanni Verga, Carlo Emilio Gadda, Lidia Ravera, Gianni Celati und Igiaba Scego oder auch historische Quellen zum Italienischunterricht in Deutschland werden mit Hilfe unterschiedlicher methodischer Zugriffe analysiert.
Kleinhans, Martha/Reimann, Daniel (Hrsg.): Geschichte(n) im Spiegel. Facetten italienischer Kultur. Festschrift für Richard Schwaderer zum 80. Geburtstag. Heidelberg: Winter 2023
Dieser Band wirft einen genaueren Blick auf die Perspektiven von Frauen auf (Post-)Migration und untersucht die Unsicherheiten, Reibungen, Kämpfe und Chancen, die sich aus diesem Kontext ergeben. Er konzentriert sich auf afrikanische und afrodeszendente Schriftstellerinnen und Künstlerinnen und bezieht sich auf die unbequemen Geschichten, die sie erzählen, Geschichten darüber, was es bedeutet, in das romanischsprachige Europa migriert zu sein, dort zu leben oder dort geboren worden zu sein. Ihre Stimmen offenbaren Positionierungen des "weiblichen Anderen", die zwischen Entfremdung und Zugehörigkeit oszillieren und sich zwischen afrikanischen, europäischen und anderen (diasporischen) Räumen bewegen. Die wissenschaftlichen Beiträge aus den Bereichen Literatur- und Kulturwissenschaften befassen sich mit Literatur, Theater, Film und Internet und decken eine Vielzahl von Ländern und romanischen Sprachen ab. Der Band tritt gleichzeitig in einen Dialog mit Schriftstellern und Aktivisten: Er enthält Kurz- und Mikrogeschichten von Melibea Obono und Ubah Cristina Ali Farah sowie Interviews mit Amina Marini, Mimina Icir Di Muro und Aminata Aidara, Kaha Mohamed Aden, Igiaba Scego und Desirée Bela-Lobedde.
Borst, Julia/Neu-Wendel, Stephanie/Tauchnitz, Juliane (Hrsg.): Women's Perspectives on (Post)Migration. Between Literature, Arts and Activism – Between Africa and Europe. Baden Baden: Olms 2023.
Der vorliegende Sammelband widmet sich der Ausgangsfrage, ob es einer vollständigen Erneuerung der aktuellen Ansätze zu Planung, Durchführung, Weiterentwicklung und Erforschung des Unterrichts der romanischen Sprachen bedarf, um inklusionsspezifische Herausforderungen angemessen zu berücksichtigen, oder ob nicht auch eine Rekonstruktion bestehender und wohlerprobter Unterrichtsverfahren erfolgreich sein könnte. Die hier versammelten Beiträge suchen nach Antworten hierauf und beleuchten unterschiedliche Aspekte eines diversitätssensiblen Fremdsprachenunterrichts. Dabei werden unter Zugrundelegung eines weit gefassten Inklusionsbegriffs sowohl der Gymnasialunterricht im Allgemeinen als auch der schulische Unterricht der romanischen Sprachen aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Schwerpunkte sind unter anderem eine spezifische Ausspracheschulung für türkischsprachige Muttersprachler*innen beim Französischlernen, die Sichtbarmachung und Thematisierung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie die Förderung exekutiver Funktionen. Darüber hinaus wird auch der universitäre Fremdsprachenunterricht in den Blick genommen, und zwar unter Einbeziehung mehrsprachigkeitsdidaktischer Ansätze sowie der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften.
Schöpp, Frank/Willems, Aline (Hrsg.): Unterricht der romanischen Sprachen und Inklusion: Rekonstruktion oder Erneuerung. Stuttgart: ibidem 2022.
Der bisherige Fokus der TV-Serienforschung auf US-amerikanische Produktionen hat gemeinsam mit dem steten Aufstieg innovativer Serienformate aus der Romania zu einer großen Forschungslücke geführt. Der Sammelband versucht diese Leerstellen durch ausgewählte Überblicksbeiträge und Fallstudien zu schließen und zu weiterführenden Forschungen innerhalb der Literatur-, Kultur-, Medien- und Filmwissenschaften anzuregen.
Bobineau, Julien/Türschmann, Jörg (Hrsg.): Quotenkiller oder Qualitätsfernsehen? TV-Serien aus französisch- und spanischsprachigen Kulturräumen. Wiesbaden: Springer VS 2022.
(doi:10.1007/978-3-658-36169-3)
Ein neues Buchprojekt will den Blick auf das naturalistische Werk Le ventre de Paris (1873) von Emile Zola aktualisieren. Der Sammelband, der von Dr. Julien Bobineau herausgegeben wurde, ist jüngst im Verlag des promptus e. V. erschienen. Alle darin enthaltenen Beiträge stammen von Romanistik-Studierenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die während der Covid-19-Pandemie aktiv an der Drucklegung des Buches mitgewirkt haben.
Der französische Schriftsteller Emile Zola (1840–1902) gilt als einer der einflussreichsten Romanautoren des 19. Jahrhunderts. Sein umfangreiches Lebenswerk enthält mehrere Romanzyklen und begründete mit der literarischen Strömung des Naturalismus' einen Schreibstil, der es verstand, die Wirklichkeit unverblümt wiederzugeben und dabei subtile Sozialkritik zu äußern. Die Familiengeschichte der Rougon-Macquart stellt den wohl bekanntesten Zyklus dar, der sich in insgesamt 20 Bänden den tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Konflikten während des Zweiten Kaiserreichs (1852–1870) widmet.
Mit dem Vorhaben, den dritten Zyklus-Roman Le ventre de Paris (1873) vor dem Hintergrund der naturalistischen Literaturtheorie gründlich zu beleuchten, leistet der neue Sammelband einen literaturwissenschaftlichen Beitrag zur Dekodierung von Emile Zolas Werk. Die einzelnen Studien untersuchen den Text vorrangig aus narratologischer Perspektive, in dem sie die Fragen nach den Funktionsmechanismen der erzählerischen Vermittlung und der Wirkung des vermittelten Inhaltes in den Mittelpunkt rücken.
Das Buch ist das Ergebnis eines literaturwissenschaftlichen Proseminars, das im Sommersemester 2020 unter der Leitung von Dr. Julien Bobineau an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg stattfand. Alle Beiträge wurden von studentischen Teilnehmer*innen des Seminars verfasst.
Bobineau, Julien (Hg.): Emile Zola und der Naturalismus. Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf Le ventre de Paris (1873). Würzburg: Verlag des promptus e. V. 2022
Ungeheuer von erschreckender Größe und Hässlichkeit, missgebildete Gestalten oder Hybride halb Mensch, halb Tier, Wesen jedenfalls, die vom menschlichen Normalmaß erheblich abweichen, haben von alters her die Phantasie beflügelt. Die imaginäre Welt von der Antike bis zur Neuzeit ist voll von solchen Wesen: Bildende Kunst und Literatur legen davon beredtes Zeugnis ab. Zum Teil gingen sie auch in enzyklopädische Wissensbestände ein. So verschieden die Erscheinungsformen, so verschieden sind aber auch die Vorstellungen und symbolischen Bedeutungen, die man an das Monströs-Deviante geheftet hat. Das will dieser Sammelband, zu dem Altorientalisten, Theologen, Klassische Archäologen, Kunsthistoriker, Literatur- und Kulturwissenschaftler beigetragen haben, in exemplarischen Analysen zeigen.
Burrichter, Brigitte/Klein, Dorothea (Hrsg.): Monster, Chimären und andere Mischwesen in den Text- und Bildwelten der Vormoderne. Würzburg: Königshausen und Neumann 2022
Vor über 50 Jahren, am 20. Juli 1969, landete die erste bemannte Mondfähre auf dem Erdtrabanten. Dieses Jubiläum war der Anlass, den Mond ins Zentrum einer Vortragsreihe zu rücken. Seit den frühesten Zeiten zieht er die Menschen in seinen Bann, er spielt eine wichtige Rolle in magischen Praktiken, ist schon früh das Ziel von (imaginierten) Reisen und immer wieder Motiv in Literatur, bildender Kunst und Musik. Dieser Band steckt nicht nur einen zeitlich wie räumlich weiten Horizont von der altägyptischen Zeit bis heute ab, sondern er vermittelt auch eine Vorstellung von der Vielfalt der Bedeutungen, die man mit dem Mond verbunden hat. Seine exemplarischen Analysen zeichnen so in Umrissen eine kleine Kulturgeschichte des Mondes nach. Zu deren jüngsten Varianten zählen die Entwicklung des technischen Instrumentariums für die Mondlandung und jener legendäre erste Flug zum Mond, in dem sich real wie symbolisch der hegemoniale Anspruch einer Weltmacht exponierte.
Burrichter, Brigitte/Klein, Dorothea (Hrsg.): Mond und Magie. Aspekte einer Kulturgeschichte des Erdtrabanten. Würzburg: Königshausen und Neumann 2022
Im Liebesbrief gibt die Frau – mit Roland Barthes gesprochen – der Abwesenheit des geliebten Gegenübers Gestalt. Um Begriffe wie 'Liebe', 'Absenz' und 'weibliches Begehren' kreisen die meisten der in diesem Sammelband analysierten italienischen Briefe von Frauen aus dem 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Ziel ist es, anhand transdisziplinärer Methoden die Relevanz dieser zwischen Pragmatik und Literarizität oszillierenden Texte aufzuzeigen und die gestalterische, formgebende Spezifität weiblicher Briefkunst auszuloten. Im Zentrum stehen originelle Facetten der Amor-Inszenierung und Affektmodellierung, denen sich ein Ausblick auf aktuelle Tendenzen und didaktische Perspektiven auf das Medium Brief anschließt.
Kleinhans, Martha / Görtz, Julia / Levorato, Maria Chiara (eds.). La forma dell'assenza. Facetten italienischer Epistolographie vom 14. Jahrhundert bis heute. Würzburg: WUP 2021.
The book you hold in your hands is an interdisciplinary study on diaspora literacy in Afro-Central America. An exploration through various imaginings of times past, this study is concerned with how oxymoron, metonymy, and multilingualism deploy pluricentrical belonging.
By exploring the interlocking of multiple roots that have developed on account of routes, rhizomatic historical imaginations are unearthed here so as to imagine an other Costa Rica.
A Black Costa Rica.
Ravasio, Paola: Black Costa Rica: Pluricentrical Belonging in Afra-Costa Rican Poetry. Würzburg: Würzburg University Press 2020.
Im Dossier Beziehungsweise(n) – Affektive Relationen und Relationalität soll das medial gespeicherte, prozedurale und in Medien repräsentierte Wissen affektiven Zu-Einander-In-Beziehung-Setzens für die Literatur und Medienkultur der Romania aus einer transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Perspektive sowohl historisch als auch systematisch untersucht werden.Mithilfe der Denkfigur der Beziehungsweise(n) soll ein Ausgangspunkt für die Beschreibung und Theoretisierung jener Relationen und Relationalitäten in ihren soziokulturellen, historischen und gegenwärtigen Dynamiken, aber auch in ihrer ästhetisch modellierten Performativität gefunden werden. Ziel des Dossiers ist es, eine Ästhetik und soziokulturelle Praxis der "Beziehungsweise(n)" zu denken, die nicht nur im Verhältnis der Medien zueinander, in der Verbundenheit intramedial agierender personae und mit den Rezipient*innen besteht, sondern die sich auch in den Lebensweisen der Rezipient*innen selbst widerspiegelt und sich somit auf ihr affektives Handlungswissen auswirkt.
Christoph Behrens, Valerie Kiendl: Beziehungsweise(n) – Affektive Relationen und Relationalität in den romanischen Kulturen. apropos [Perspektiven auf die Romania]. 3 (2019).
Patrice Lumumba (1925-1961), erster Ministerpräsident der unabhängigen Demokratischen Republik Kongo, wurde von katangesischen Soldaten im Jahre 1961 getötet, weil Belgien einen Machtverlust in der ehemaligen Kolonie fürchtete. Die Beteiligung Belgiens an diesem politisch motivierten Mord konnte bis 1999 verschleiert werden, weshalb eine offizielle Aufarbeitung des Todesfalls lange Zeit ausblieb. Die Erinnerung an Lumumba erfolgte v. a. in kulturellen Diskursen. Dieses Buch bietet eine fundierte literaturwissenschaftliche Analyse der literarischen Repräsentation von Patrice Lumumba im frankophonen belgischen Drama und in der kongolesischen Lyrik in französischer Sprache. Die Arbeit versucht dabei, die Postkoloniale Literaturtheorie zu aktualisieren und neu zu verorten.
Bobineau, Julien: Koloniale Diskurse im Vergleich. Die Repräsentation von Patrice Lumumba in der kongolesischen Lyrik und im belgischen Drama. Berlin u.a.: LIT Verlag 2019. Reihe: Frankophone Literaturen und Kulturen außerhalb Europas/Littératures et cultures francophones hors d'Europe Bd. 12.
Vom 16.-19. März 2016 fand das Forum Junge Romanistik zum Thema "Zentrum und Peripherie" an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg statt. Die dialektischen Begriffe Zentrum und Peripherie werden im vorliegenden Band dabei aus literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet. Ihre Relevanz in der Romania wird hierbei in den einzelnen Beiträgen anhand geographischer, räumlicher, historischer, gesellschaftlicher und sprachlicher Aspekte untersucht, um auf diese Weise verschiedene Betrachtungsweisen und Analysemethoden einzubeziehen. Der Band bietet neben einer heterogenen Herangehensweise an die Dimensionen des Begriffspaars eine strukturierte Darstellung der einzelnen untersuchten Phänomene. Die beiden Themenblöcke fokussieren einerseits vielfältige literaturwissenschaftliche Betrachtungen der Dichotomie des Begriffspaars, andererseits auch die sprachwissenschaftlichen Konzeptionen von Zentrum und Peripherie. Somit werden neue Sichtweisen sowohl auf zentrale als auch periphere Phänomene in der romanistischen Forschung eröffnet, indem zum einen die Bandbreite der (traditionellen) Zentren und Peripherien dargelegt wird und zum anderen auf aktuelle Diskussionen im Kontext der zwei Begriffe referiert wird.
Bobineau, Julien/Goldmann, Julius/Goldschmitt, Stefanie/Hesselbach, Robert/Lambrecht, Gabriella-Maria (Hrsg.): Zentrum und Peripherie. Beiträge zum 32. Forum Junge Romanistik in Würzburg (16.-19. März 2016). München: AVM.edition 2018
Schon im Mittelalter träumten Wissenschaftler von selbstbeweglichen Fahrzeugen ("Automobilen") und Flugapparaten, und in den volkssprachigen Romanen und Epen, die seit Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden, treffen die Protagonisten auf kämpfende Roboter, lauschen Musikautomaten mit singenden Vögeln und bellenden Hunden oder besteigen eine Taucherglocke zur Erforschung des Meeresbodens. Das Faszinosum des Künstlichen und Automatenhaften war beträchtlich, und nicht minder groß war der Reiz, die Lebensbedingungen des Menschen durch technische Erfindungen zu verbessern und Neues zu schaffen, das in der Natur so nicht vorgesehen war. Vieles davon verblieb im Reich der Phantasie, doch brachten Wissenschaftler, Architekten und Handwerker auch eine bemerkenswerte Zahl technischer Innovationen hervor. Sichtbares Zeichen solch mittelalterlicher Erfindungskraft sind bis heute die gotischen Kathedralen, die einen Glanzpunkt mittelalterlicher Bautechnik darstellen. Indem dieser Sammelband vormoderne Visionen, realisierte und nicht realisierbare, in den Blick nimmt, macht er zugleich bewusst, wo die Technikaffinität unserer Gegenwart ihren Ursprung hat.
Burrichter, Brigitte/Klein, Dorothea (Hrsg.): Technik und Science-Fiction in der Vormoderne. Würzburg: Königshausen und Neumann 2018
Die vorliegende Untersuchung möchte zeigen, dass der italienische Prosaautor und Ingenieur Carlo Emilio Gadda sich in seinen frühen Schriften in viel größerem Umfang als bisher angenommen der Thematik der modernen Großstadt widmet. Hier soll eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Texten stattfinden, die einen Beitrag zum Verständnis von Gaddas Werk leisten können. Diese Arbeit kann sich dazu auf die in den letzten Jahren von der italienischen Forschung aufgearbeiteten Varianten und Manuskripttexte stützen. Bisher unbekannte Archivmaterialien wurden für diese Arbeit gesichtet und ausgewertet.
Die Analyse zeichnet zunächst nach, welche Vorläufer und Vorlagen aus der französischen und italienischen Stadtliteratur Gaddas Texten zugrunde liegen. Neben dem Einfluss der Werke von Émile Zola erwiesen sich die Stadtautoren Louis-Sébastien Mercier und Paolo Valera als weitere prägende Vorbilder. Es konnte nachgezeichnet werden, welche gängigen Stadtthemen und Motive aus der Tradition Gadda übernimmt.
Gadda arbeitet systematisch die hierarchisch geordneten Gesellschaftsschichten auf. Hier kann gezeigt werden, wie traditionell Gadda in seiner Darstellung der sozialen Milieus vorgeht. Auch er präsentiert dem Leser die Mailänder Gesellschaft über eine Reihe von klar zuordenbaren Motiven und Eigenschaften. Ihm gelingt damit ein literarischer Querschnitt durch die Sozialstruktur im Mailand zwischen den beiden Weltkriegen.
Über die Tradition hinaus geht Gadda in seinen überaus präzisen Architekturbeschreibungen, die den Charakter seiner Stadttexte prägen. Das besondere architektonische Interesse Gaddas kennt in der italienischen Großstadtliteratur der Moderne keinen Vergleich. Wie sich zeigt, hat Gadda sich am Duktus der architekturkritischen Texte des Kunsthistorikers Roberto Longhi orientiert.
Als besonders aufschlussreich erwies sich die Suche nach Gaddas Bildvorlagen. Für das Verfassen seiner Texte benötigt Gadda in seinem Frühwerk stets faktuale Vorlagen. Neue Quellenfunde belegen, dass Gadda Zeitungswerbung als direkte Zitate in seine Mailand-Darstellungen übernommen, kommentiert und sehr frei ergänzt hat. Er leitet einige seiner literarischen Beschreibungsstrategien aus der Kinotechnik ab. Die Identifizierung bedeutsamer Referenzen auf die Malerei vermag seine schriftstellerische Entwicklung nachzuzeichnen. Ein weiterer neuer Befund stellt seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werk der Mailänder Karikaturisten Giuseppe Scalarini und Giuseppe Novello dar. Deren bildkünstlerisches Vorgehen überführt Gadda in seine literarische Darstellung. Seine Quellenverwendung geht weit über das bloße Zitieren hinaus, denn die Referenzen werden stets um fiktive Szenen ergänzt und zu eigenen Sprachkunstwerken umgeformt. Aus der Fülle dieser Bildreferenzen mit konkretem Mailand-Bezug erschafft Gadda seine eindrucksvollen Stadt-Collagen, die seine frühen Texte zu einem wichtigen Beitrag zur modernen Großstadtliteratur machen.
Goldmann, Julius: Gaddas Mailand. Heidelberg: Winter 2018
Während der Begriff Exzess heute ganz überwiegend negativ gefasst ist – als Bedrohung, Transgression oder Zerstörung sozio-kultureller Ordnungsgefüge und individueller Existenzen –, unternimmt der Literatur-, Kultur- und Religionsgeschichte verbindende Band den Versuch, den Exzess als Kippfigur zu beschreiben: als Phänomen zwischen Ordnung und Unordnung, Subversion und Affirmation, Kontrollverlust und Disziplinierung. Dabei wird gefragt, was in vormodernen Gesellschaften wann und wie zum Exzess wird, wo er gestattet ist und wo nicht und wie der Versuch, einen Exzess einzuhegen, wieder in einen Exzess umschlägt; gefragt wird aber auch nach der kommunikativen Leistung von Kunst und Literatur, welche die verschiedenen Formen des Exzesses wahrnehmen und darstellen. Die Beiträge verhandeln diese Fragen anhand ausgewählter Themenfelder, mit denen zugleich verschiedene Formen der Exzessivität in den Blick genommen werden: Archaik und Wildheit, mystischer Selbstverlust, affektische Exzesse wie Liebe, Trauer und Zorn, Exzesse des Leibes und der Moral und schließlich Exzesse der Form.
Burrichter, Brigitte/Wehr, Christian (Hrsg.): Exzess. Formen der Grenzüberschreitung in der Vormoderne. Würzburg: Königshausen und Neumann 2017
Der Wahnsinn gehört als Faszinosum oder Trauma zu den großen Themen der Literatur und der Kunst. Homers Ajax, der rasende Roland, Don Quijote oder Nathanael in E.T.A. Hoffmanns Sandmann sind berühmte Beispiele dafür. Die Vorlesungsreihe wird sich fragen, warum der Wahnsinn so attraktiv für die Kunst ist, wie und warum Kunst und Wahnsinn Bündnisse eingehen, warum Kunst Wahnsinn sein kann. Die Vorträge gehen diesen Fragen in einer (medizin-)historischen und medialen Perspektive nach. Sie beziehen sich auf Literatur, Malerei, Musik und Film. Mit einem Themenspektrum, dass von der Antike über das Mittelalter zu den großen Wahnsinnsrepräsentationen von Renaissance (Ariosto, Tasso, Cervantes, Shakespeare) und Romantik (E.T.A. Hoffmann) führt. Mit Beiträgen zu den hysterischen Heldinnen der Realisten, den Bewusstseinsspaltungen in der amerikanischen Literatur sowie der für das moderne Künstlergenie symptomatischen Krankengeschichte (Van Gogh) werden aber auch psychiatrie-kritische Tendenzen sowie die Pathologisierung bestimmter gesellschaftlicher und geschlechtlicher Gruppen angesprochen. Die Vorlesungsreihe beginnt und endet in der Gegenwart: Die Gestaltung des Wahnsinns im modernen Kultfilm, in den Monodramen Schoenbergs und Rihms sowie in dem 2011 publizierten Roman Muttersohn von Martin Walser bestätigt die Aktualität des Themas.
Penzkofer, Gerhard/Scharold, Irmgard (Hg.): WahnSinn in Literatur und Künsten. Würzburg: Königshausen und Neumann 2017
This interdisciplinary volume brings together sixteen English and French language contributions that add to an in-depth picture of the Democratic Republic of the Congo's current state of affairs. The authors from various academic fields who research and teach at universities in Africa, Asia and Europe focus on political and economic perspectives, education and civil society, health and environment, the country's international relations as well as historical foundations. They analyse the problems the country is facing but also point out where progress has been made, where possibilities lie – and how these possibilities can come to fruition.
Bobineau, Julien/Gieg, Philipp (Hrsg.): The Democratic Republic of the Congo. La République Démocratique du Congo. Berlin: LIT Verlag 2016
Diese Festschrift ehrt den Romanisten und Slawisten Gerhard Penzkofer anlässlich seines 65. Geburtstags. Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler, die Gerhard Penzkofer auf seinem bisherigen Weg unter anderem in München, Bamberg und Würzburg sowohl fachlich als auch persönlich nahestanden, publizieren hier Beiträge, die von seinen Forschungen inspiriert sind. Im Zentrum dieser Untersuchungen, die den italienischen, französischen und spanischen Sprachraum umschließen, steht das Verhältnis von Kommunikation und Repräsentation. Dabei umfassen die Beiträge Aspekte, die historisch vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert und thematisch von der mittelalterlichen Exempelsammlung bis zur postdiktatorialen Geschichtskonstruktion reichen.
Hornung, Christoph/Lambrecht, Gabriella-Maria/Sendner, Annika (Hrsg.): Kommunikation und Repräsentation in den romanischen Kulturen. Festschrift für Gerhard Penzkofer. München: AVM.edition 2015
Die vorliegende Studie entwirft die Konturen einer neuen Philologie, die es erlaubt, in bislang noch nicht dagewesener Weise der Komplexität und den pluralen, multi-dimensionalen Beziehungsgeflechten von Texten systematisch Rechnung zu tragen, ohne an analytischer Präzision und Differenziertheit zu verlieren – und dies in einer kultur- und geschichtsübergreifenden Perspektive. Auf der Basis einer umfassenden Kritik am klassischen Kategorienbegriff wird im ersten Teil ein grundsätzlich neues – transkategoriales und poly-systematisches – Textualitätskonzept entwickelt und durch einen Katalog konkreter neuer Interpretationsverfahren ergänzt. Damit sind die Fundamente für eine nicht-eurozentristische Literaturwissenschaft der Zukunft gelegt, die weit über bisherige Liminalitäts- und Poly-System-Theorien hinausgeht: Komplexität und Ordnung, Universalismus und Pluralismus werden auf neue Weise verbunden. Der zweite Teil demonstriert die Leistungsfähigkeit des neuen Modells. Er konzentriert sich auf zwei Autoren, die als besonders dunkel und komplex gelten: Gottfried Wilhelm Leibniz und Marcel Proust. Mit den neuen Interpretationsverfahren eröffnen sich völlig neue Einsichten in die behandelten Werke und Autoren: Leibniz gibt sich als ein besonders früher Denker des Liminalen und der Poly-Systematizität zu erkennen, der zudem entscheidend auf Prousts ästhetisches Projekt der Recherche eingewirkt hat. Damit lädt die Studie zu einer Re-Kartierung der Denk- und Literaturgeschichte ein, die gleichsam im Inneren Europas selbst ansetzt. Das nicht-eurozentristische, pluralistische Denken lässt sich nun bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, was es auch nötig macht, die nachfolgenden Jahrhunderte unter diesem Blickwinkel neu zu erforschen.
Ventarola, Barbara: Transkategoriale Philologie – Liminales und poly-systematisches Denken bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Marcel Proust. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2015.